The Purple Yoda: One of us

DeadRock, Donnerstag, 21. April 2016, 22:22 (vor 3139 Tagen)

You need to laydown
And let me show you how
We do this thing
Up in funky town

From the heart of Minnesota
Here come the purple Yoda
Guaranteed to bring the dirty new sound
Come on, now

In den 80ern war ich ein Teenager. In den 80ern war eine Menge nicht ok: Helmut Kohl. Yuppies. Die Popmusik für Teenager. Mein Lieblingsalbum war Alice Cooper '80 Flush the Fashion. Flush the Fashion war damals nicht so einfach. Die Fashion war fast überall und besonders im Popradio.

Doch es gab eine Ausnahme: einen kleinen Mann mit wirrem Haarschopf, den ich nicht so richtig einordnen konnte. Damals kaufte man Schallplatten und ich hatte drei von ihm gekauft, sogenannte Mängelexemplare bei 2001, die etwas billiger waren: Purple Rain, Paisley Park und Music from Graffiti Bridge. Ich war ganz froh, dass ich dafür nicht die üblichen 17,90 Tacken hinlegen musste sondern nur 4,90 oder so.

Nicht dass ich ein Fan gewesen wäre, ich nahm seine Sachen einfach als positive Ausnahme hin, als nette Abwechslung von 80er Synthie Pop Einheitsbrei aus dem Radio. Auch gefiel mir nicht alles von ihm. Doch seine Synthiepopsongs waren netter als die von Depeche Mode und Purple Rain war ein Song, der irgendwie ganz großartig war.

Ich hörte diese drei Alben ziemlich oft. Anfang der 90er lernte ich die Grateful Dead kennen und hörte meistens Tapes. Irgendwann Ende der 90er digitalisierte ich meine alten Platten aus den 80ern und stellte fest, dass ich die Scheiben vom kleinen Mann mit dem wirren Haarschopf auch weiterhin hörte. Besonders das Album Paisley Park, mein Lieblingsalbum aus den 80ern:

There is a park that is known
4 the face it attracts
Colorful people whose hair
On 1 side is swept back
The smile on their faces
It speaks of profound inner peace
Ask where they're going
They'll tell U nowhere
They've taken a lifetime lease
On Paisley Park

Ich dachte dann auch, der Typ sei nicht nur mit den Haaren wirr: Plötzlich änderte er seinen Namen in Symbol. Ich dachte, dass sei eine Extravaganz. Erst später kam ich dahinter, dass scheinbar seine Plattenfirma auch die Rechte an seinem ersten Vornamen Prince mit dem Plattenvertrag eingekauft hatte. Das heißt, er durfte nun nicht mehr seinen richtigen Namen benutzen, wenn er Platten veröffentlichen wollte (bin mir nicht ganz sicher, ob das so 100%ig stimmt, doch so was in der Art).

Wann wurde ich ein Fan? Ich weiß nicht mehr ganz genau, wann, doch das war als ich seine 3er CD Emancipation, die erste unter dem Namen Symbol kaufte. Dort war auf CD 3 ein Song, ein Hit Joan Osbourne, den ich aus dem Radio kannte und der mir sehr gut gefallen hatte: One of us. Prince hatte dazu im Booklet geschrieben: An important statement 4 all of us ... every one of us.

Ich hatte schon vorher mitgekriegt, dass er ein ziemlich guter Gitarrist war, doch erst dieser Song öffnete mir die Ohren und besonders sein Solo darin.

Plötzlich konnte ich ihn einordnen: sowas würde Jimi Hendrix machen, wenn er noch leben würde. Prince war keiner, der an altem Scheiß klebte. Er war jemand auf der Suche nach dem Unbekannten und nach dem Wunderbaren, das der Kreativität innewohnt. Er hatte den Song wie ich im Radio gehört und wollte ihn nun in seiner eigenen Weise singen.

2010 oder 2011 kam für mich optimale die Gelegenheit, Prince und die New Power Generation live zu hören. Das Nordseejazzfestival kündigte an, es würde 3 Konzerte geben. Jedes dieser Konzerte begann um 2 Uhr morgens und dauerte bis 4.

Der Mann in der Tagesschau sagte vorhin: ... Jazz, Funk und Soul ...

Das ist auch richtig. Ohne Jazz, Funk und Soul geht es bei Prince nicht. Doch das trifft es anderseits nicht. Was mir nicht so gefällt: Sie spielten zum Beispiel megaviel viel Discoschrott. Nimm als Extrem-Beispiel a Love Bizarre: 80er Synthiepop. Passt 1a in jede Yuppiedisco. Und wenn noch mal jemand Paaaaartyyyyyyyyy schreit, klebe ich ihm den Mund zu. Es war ausserdem super laut. Ich bin etwas schwerhörig. Ist natürlich meine eigene Schuld. Doch ich gebe meistens Prince und diesen 3 Shows die Schuld.

Doch eine Sache war neben den megacoolen vielen ausgejammten Gitarrensoli daran auch für mich als Deadhead interessant: es ging um den Flow und um die Jam und die Trance. Das ist bei Love Bizarre in den Liveversionen ziemlich subtil, bei anderen Songs ist es offensichtlicher.

Ein Satz ist mir in Erinnerung geblieben. Er sagte: I wish you would follow me around.

Warum das? Warum sollte ein Deadhead Prince umherfolgen? War die New Power Generation eine Jamband? Vermutlich eher nicht. Soweit ich das beurteilen kann, jammten sie ihre Setlist. Dh, jede Show war unterschiedlich von der Abfolge, dem Arrangement und der Auswahl der Songs. Doch Prince schien doch eher sehr perfektionistisch zu sein und die Jam passierte nur, wenn er es so wollte.

Doch ich wünschte, ich wäre ihm mehr gefolgt. Ich habe mich seitdem immer auf die nächste Prince-Show gefreut, die in erreichbarer Nähe wäre. Ich hoffte, ich würde dann so etwas zu hören bekommen, eine Setlist mit nicht ganz so viel Disco:

[[2011] Umbria Jazz 11 - Disc One] 01. Stratus
[[2011] Umbria Jazz 11 - Disc One] 02. The Question Of U - The One
[[2011] Umbria Jazz 11 - Disc One] 03. We Live (2 Get Funky)
[[2011] Umbria Jazz 11 - Disc One] 04. Crimson And Clover (inc. Waiting In Vain)
[[2011] Umbria Jazz 11 - Disc One] 05. When Will We B Paid - People Get Ready
[[2011] Umbria Jazz 11 - Disc One] 06. Little Red Corvette
[[2011] Umbria Jazz 11 - Disc One] 07. The Look Of Love
[[2011] Umbria Jazz 11 - Disc One] 08. Empty Room
[[2011] Umbria Jazz 11 - Disc One] 09. Colonized Mind
[[2011] Umbria Jazz 11 - Disc Two] 01. Foxy Lady
[[2011] Umbria Jazz 11 - Disc Two] 02. Thank You (Falettinme Be Mice Elf Agin) (inc. America)
[[2011] Umbria Jazz 11 - Disc Two] 03. Controversy
[[2011] Umbria Jazz 11 - Disc Two] 04. Sexy Dancer vs Le Freak
[[2011] Umbria Jazz 11 - Disc Two] 05. Play That Funky Music
[[2011] Umbria Jazz 11 - Disc Two] 06. Alphabet St. (inc. Kissing My Love)
[[2011] Umbria Jazz 11 - Disc Two] 07. Shhh

Und da ist noch etwas, etwas was ich nicht so gut in Worte fassen kann: Prince war ein Hippie. Er hatte einen guten Vibe für Hippies. Bin ich traurig, weil er heute verstorben ist? Weil ich keine Show mehr sehen werde? Nein. Warum? Hör Dir One of us an. Du wirst es verstehen.

Admission is easy, just say U
Believe and come 2 this
Place in your heart
Paisley Park is in your heart

Your heart, your heart
Paisley Park
Your heart, your heart, your heart (sing, sing it)
Paisley Park
Paisley Park
Paisley Park

The Purple Yoda: One of us

mescalero, Freitag, 22. April 2016, 18:22 (vor 3138 Tagen) @ DeadRock

Hey DeadRock!

Hab' Dank für die schönen Worte und die interessanten Gedanken!
Ich kann mich noch gut erinnern als sein "Purple Rain" herauskam - das war elektrisierend, kraftvoll und anders. Es wird mir immer unvergesslich bleiben...

Fare thee well Prince!


...und wenn jemand einen Mitschnitt vom Price Rockpalast-Konzert hat ....
den suche ich immer noch

mescalero

The Purple Yoda: One of us

Olli Körner, Samstag, 23. April 2016, 17:27 (vor 3137 Tagen) @ DeadRock

Ich schließe mich an: wirklich sehr schön gesagt!

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