Vor 50 Jahren fand das Woodstock Festival statt
15. bis 17. August 1969. Heutzutage ein historisches Datum, zumindestens das Jahr, in dem es stattgefunden hatte, kennt jeder Rockfan.
Ich will aber gar nicht viel über dieses Festival schreiben, das ist momentan in allen Medien, sondern es zum Anlass nehmen, wie man/ich damals in die wunderbare Welt der Rockmusik reingekommen ist. Ich bin Jahrgang 55, also etwas zu jung gewesen für die 68er Bewegung. Aber ich hatte das Glück, einen großen Teil meiner Jugend in der Zeit verbracht zu haben, als die Rock- und Popmusik am kreativsten war (jedenfalls nach meinem Musikgeschmack).
Bis zu diesem Jahr 1969 war es aber sehr schwierig in Deutschland, seine musikalischen Bedürfnisse auszuleben. Im öffentlichen Rundfunk wurde sowas noch so gut wie gar nicht gespielt, eine Zeitlang war sogar Radio Luxemburg das Progressivste, was es mit deutscher Moderation gab. Die sendeten eine Mischung aus Schlager und Popmusik, da musste man die Schlager in Kauf nehmen. Alternativen waren die Soldatensender AFN und BFBS. Später kamen dann die Piratensender auf. Z.B. Radio Veronica oder Radio Nordzsee sendeten auf Mittelwelle in teilweiser erbärmlichen Qualität, deshalb habe ich sie nicht oft gehört. Der deutsche ÖR Rundfunk tat wie geschrieben sich in den 60ern schwer, Rock und Pop zu bringen. Den Anfang machte der SWF3 ab 1970 mit dem Pop Shop, der wurde mittags nach der Schule gehört und lenkte einen von Hausaufgaben machen ab. Um 1970 ging es mit Musikzeitschriften wie Sounds oder der Musikexpress los und stellten interessante Bands vor, aber gute Mucke wurde eigentlich durch Mund-zu-Mund Propaganda verbreitet, das ist heute oft noch so.
Die Schallplatten unterlagen damals noch einer Preisbindung von 22 DM (bei LPs), nur Ältere gab es als Cut Outs günstiger. Da ging schon mal das Taschengeld für einen ganzen Monat drauf. Es gab am Anfang noch keine Plattenläden speziell für ROck, Pop und Jazz, es gab nur wenig Auswahl, denn es stand in den Plattenkisten hauptsächlich Alben mit Klassischer Musik und Schlager, sowie Tanzmusik. Immerhin gab es damals Hörkabinen, in denen konnte man alleine oder zu zweit LPs, die einen interessiert haben, anspielen bis die genervten Verkäuferinnen kamen. Hatte man sich eine LP geholt, so lief man mit ihr gerne unauffällig auffällig unter dem Arm durch die Fußgängerzone und hoffte, von Freunden und Klassenkameraden angequatscht zu werden, was man da hätte. Oft hat man sich die Scheibe dann zusammen daheim angehört. Auch auf diese Art lernte man tolle Musik kennen. Klappte später mit den kleinen CDs nicht mehr so gut. Als die Preisbindung aufgehoben wurde und die LPs am Anfang bis zu 10 Mark billiger wurden, da brachen dann alle Dämme und die Plattensammlung wuchs rasant, zumal es dann bald schon richtige Plattenläden gab. Auch durch Jobs wie Zeitungen austragen konnte man sich mehr Mucke leisten und ebenfalls eine bessere Anlage als "Mister Hit von Telefunken".
Zurück zu Woodstock: Ich weiß nicht mehr, ob das Festival in der Tagesschau oder in der deutschen Presse erwähnt worden ist. Jedenfalls bewusst davon erfahren hatte ich mich wahrscheinlich erst durch die Promotion für den Woodstock Film, der ca. ein Jahr später gezeigt wurde. Die eine Vorstellung in unserem Vorstadtkino war proppenvoll und immer wieder bebte der Saal. Ich war hin und weg von Roger Daltrey, wie er in seinem weißen Fransenanzug das Intro zu "See Me, Feel Me" sang und in in Zeitlupe gezeigt wurde. Und Joe Cocker hatte ich mit "With a little help from my friends" sofort in mein Herz geschlossen. Fast alles hatte mir gefallen, was der Film so zeigte. Gut, Sha Na Na war nicht so mein Ding...
Was wäre die Musik, ohne sie live genießen zu können? Nicht nur sich Radio und Platten reinziehen, nein, man will "seine" Bands auch in natura hören und sehen, den Schalldruck einer P.A. mit seinen Bässen konnte man nicht wirklich in seinem Kämmerlein bringen. Auch das ging für mich los erst richtig Ende der 60er in meiner Region. Es gab da gesitteten Tanztee, war nicht so mein Ding. Aber ich hatte das große Glück, dass es in meinem Stadtbezirk einen Musikclub gab, der überregional bekannt war. Das legendäre Underground. Dieser Aufsatz würde zu lang werden mit der Aufzählung, wer da alles gespielt hatte. Wen's interessiert, der möge hier nachschauen: http://www.krautrockseite.de/muffendorfstart.htm
Von 1971 bis 75 war ich da Stammgast. Und nein, ich habe nicht zu den handvoll Zuschauern gehört, welche dort Queen bei ihrem ersten Auftritt auf dem Kontinent gesehen haben. Wer mich fragt, was die für mich besten Konzerte davon waren: neben denen von Nektar (die waren da quasi Hausband) jemand, den hier kaum einer kennen dürfte. Der Bluespianist Champion Jack Dupree.
Mein erstes großes Konzert waren die Rolling Stones in der Kölner Sporthalle am 18. September 1970. Ich als pubertierender Jungspund war schwer beeindruckt von den ganzen Freaks in der riesigen Halle. Ich glaube, Mick Jagger selbst hat auf der Bühne den Tod von Jimi Hendrix bekannt gegeben, der am Morgen von jenem Tag gefunden worden ist. Ein Raunen ging durch die Menge.
Zum Schluss, mein erstes großes Festival, auf dem ich war, war 1972 in Koblenz am Deutschen Eck: http://www.krautrockseite.de/kblnz1972.htm Damals hatte ich noch keine Ahnung, welche prominenten Musiker da spielten, einfach da sein und genießen war mein Motto.
Täte mich freuen, wenn andere hier auch von ihren musikalischen Anfangsjahren berichten würden.
Rock and roll can never die!
Ralph