Jam GD und Fleetwood Mac; Konzert über frühe Fleetwood Mac 202

Rico, Donnerstag, 14. Oktober 2021, 14:38 (vor 897 Tagen)

„Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über“, heißt’s bei Luther, bzw. geht die Tastatur über – deshalb vergebt mir, dass ich hier etwas arg ausführlich schreibe. Aber ich bin momentan ganz erfüllt von dem wunderbaren Jam, den die Grateful Dead am 11. Februar 1970 im Fillmore East zusammen mit Duane Allman und mit Peter Green und Danny Kirwan von Fleetwood Mac zu Gehör brachten : „Dark Star“ (https://www.youtube.com/watch?v=Sh9SyiQUfg0) und „Lovelight“ (https://www.youtube.com/watch?v=0xNm2nVETZc), beide mit sehr schönen Standfotos und anderen Aufnahmen unterlegt. Das gesamte Konzert (die anderen Songs sind ohne diese Gast-Gitarristen) gibt’s auch : https://www.youtube.com/watch?v=5W49o45r5gc .

Phil Lesh hat in seinem Buch „Searching for the Sound“ sehr lebendig von diesem Zusammenspiel erzählt !

Auf diese Jams stieß ich jetzt im Zusammenhang mit Green und Fleetwood Mac. Kürzlich sah ich im Kino den tollen Film über das Tribute-Konzert für Peter Green und die frühen Jahre der Fleetwood Mac, organisiert von Mick Fleetwood im Februar 2020. An eine rockbegeisterte Generationsgefährtin schrieb ich etwas darüber... :

„Die Gruppe FLEETWOOD MAC, damals noch dem Blues verschworen (ab Ende der Siebziger machten sie dann ja – durchaus eindrucksvoll-perfekt – glatte, schmissige Popmusik), war die allererste Rockband, die ich live erlebte : mit knapp neunzehn, im März 1970 in der Niedersachsenhalle in Hannover. Ich weiß noch, dass damals auch Pink Floyd dort gastierten, und dass ich (von der Rock- und Popmusik erst eher mäßig beleckt) die Entscheidung, zu welcher der beiden Bands ich gehen solle, von der Anmutung des ... Namens abhängig machte : und da mir das Wort „Pink Floyd“ irgendwie rosarot-schwebend-schwurbelig klang, „Fleetwood Mac“ hingegen irgendwie handfest-knackig-bodenständig, wählte ich letztere. Ihre Musik sprach mich sehr an; besonders der singende, tief emotionale Ton der Gitarre von Peter Green, dem Kopf der Gruppe, der auch viele ihrer Songs schrieb (etwa „Black Magic Woman“, „Oh Well“, „Albatross“, „The Green Manalishi“). Später bekam man mit, dass Green in Seelenverdüsterung sich viele Jahre lang völlig zurückgezogen hatte – bis er Mitte der Neunziger wieder einige neue Alben vorlegte und auch eine Zeitlang auf Tournee ging. 1996 sah ich ihn in Ludwigsburg, gemeinsam mit unserem damals zwölfjährigen Sohn Peter (für ihn war’s das erste Rockkonzert), vier Jahre darauf (wieder mit Sohn Peter) in Leonberg bei Stuttgart.

Im Februar 2020, wenige Wochen vor dem Einfrieren alles kulturellen Lebens wegen der Corona-Pandemie, fand im Londoner Palladium ein Tribute-Konzert für Peter Green statt : Mick Fleetwood – der Schlagzeuger und bis heute die Seele der Band, die (auf Greens Anregung) einst nach ihm (und dem seinerzeitigen Bassisten John McVie) benannt worden war – hatte etliche musikalische Weggefährten versammelt, um die Songs aus den frühen Jahren jener Gruppe aufzuführen : „Mick Fleetwood and Friends Celebrate the Music of Peter Green and the Early Years of Fleetwood Mac“. Der Film über jenes Konzert lief diesen Sommer in vielen Kinos – auch bei uns in Ludwigsburg, an einem bestimmten September-Abend; ich saß da (keine zwanzig andere Generationsgefährt:innen verloren sich außerdem im Saal ...), in tiefem Gänsehaut-Genuss, und wurde von einer Achterbahn des Gefühls durchgeschüttelt ...

,Wie sich doch der Blick aufs Alter eines Menschen verschiebt !‘ schreibst Du mit Recht in Deinem Brief – bezogen darauf, dass ich 1996 (mit 45), in einem Brief über das Bob-Dylan-Tribute-Konzert im Madison Square Garden, den damals 63jährigen Willie Nelson als einen „alten Mann“ bezeichnet hatte ... In dem eben genannten Film nun sah man mehrere über Siebzigjährige – alle in beneidenswerter Vitalität : zuvörderst der bestens aufgelegte, schlank-straffe Drummer und Master of Ceremony Mick Fleetwood selbst, ein kraftvoller Schlagzeuger (und immer noch attraktiver Mann) • David Gilmour von Pink Floyd, der bei „Oh Well, Part 2“ seine schmelzende Gitarre spielte und bei „Albatross“ an der Pedal Steel Guitar saß • Billy Gibbons, der langbärtige Gitarrist von ZZ Top • Steve Tyler, der abenteuerlich ringegeschmückt-langhaarige, etwas durchgeknallt wirkende Sänger von Aerosmith • Pete Townshend von The Who • Christine McVie, die einzige Frau auf der Bühne (sie hatte nur zugestimmt, „as long as I’m the only lady“) – als Christine Perfect hatte sie bei der Rockgruppe Chicken Shack gesungen, später bei Fleetwood Mac wirkte sie, vocals and keyboard, mit bei dem zu Recht legendären und zeitlos perfekten Pop-Album "Rumours" (1977). Auch ein 84-jähriger war dabei: Bill Wyman, einst Bassist der Rolling Stones. Und ein 86-jähriger : der unverwüstliche John Mayall, der father of the British Blues, der einstige Mentor von Eric Clapton, Peter Green, Jimmy Page …

Musiker mittleren Alters wirkten mit : Zak Starkey, Ringo Starrs Sohn • Noel Gallagher von Oasis (der auf der akustischen Gitarre, begleitet von mehreren anderen unplugged Spielenden, drei Blues-Nummern zu Gehör brachte, bei denen man im Publikum keine Stecknadel hätte zu Boden fallen hören) • Kirk Hammett von Metallica (der bei „Green Manalishi“ auf einer Gitarre spielte, die einst Peter Green gehört und die zuvor der irische Gitarrist Gary Moore besessen hatte).

In der ganz vorzüglichen ,Haus-Band‘ von Mick Fleetwood, die alle Songs ,bestanden‘ und wo einige als Solisten brillierten, ragten Rick Vito und Jonny Lang hervor, beides großartig-vielseitige, beseelte, kraftvolle Gitarristen !

(Teil II folgt)


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