Zurück vom PITB XXI
„This was a GIANT year for the band“ – mit diesem Satz findet sich im „Grateful Dead Taping Compendium“ eines der dreißig Konzert-Jahre unserer Lieblingsgruppe mal resümiert. Und zu diesem einundzwanzigsten Treffen von uns deutschen liebenden Anhängern jener Gruppe kann ich aus vollem Herzen sagen: This was a GIANT „Playing in the band“!! So viele Besucher wie noch nie; als Neuigkeit eine tolle Lightshow; vor allem aber – wie ja schon von jeher gewohnt, aber für mein Gefühl diesmal noch in gesteigertem Maße – das Zusammenwirken von großartiger, Ohr, Herz, Seele, Körper vibrierend erfüllender Musik mit Wiedersehensfreude, Begegnungen, Tanzen, Trinken, Fachsimpeln, Erzählen. Lachen : man badete nur so in good vibrations! Die von Fius so liebevoll gestalteten Fotoalben ließen all die vergangenen Treffen noch mal lebendig werden (und zeigten im Bild auch jene, die nicht mehr bei uns sein können : die aber eh unvergessen bleiben und sozusagen im Geiste dabei sind); Annelieses wunderbare Batik-Textilien fanden wieder ihre Bewunderer und Käufer (vor sechs Jahren erreichte mich just am Himmelfahrtstag in Plauen die Nachricht von der Geburt unseres jüngsten Enkels, für den ich gleich einen Batik-Body erwarb : dies Jahr kommt er in die Schule – die Zeit rast dahin …); und an Fius’ toll bestücktem Stand mit CDs und anderem konnte ich zu meiner Freude ein paar Shows aus den Achtzigern und Neunzigern erwerben, die das oben genannte „Taping Compendium“ einem für jene Jahre ans Herz legt.
Schon manche Grateful-Dead-Coverband haben wir im Laufe der Jahre erleben dürfen, aus Deutschland, der Schweiz, Dänemark, Tschechien, England, Frankreich : diesmal war’s eine Band aus Barcelona. Die „Grateful Nights“ begeisterten uns mit einer tollen Sängerin plus ebenso fulminanten Vollblut-Musikern, unter anderem an der Pedal Steel Guitar. Und was die außer ihren mitreißenden Interpretationen von Dead-Songs noch so draufhaben, zeigten sie am Freitagabend, als in kleinerer Besetzung einzelne ihrer Mitglieder (darunter der Bassist und Auch-Sänger, der äußerlich an John Kahn, den Bassisten der Jerry Garcia Band, erinnerte) fast kammermusikalisch in andere Gefilde von Rock und Blues ausgriffen.
Der Freitag und Samstag brachte uns auch wieder die unverwüstlichen "Schluff Jull" aus Viersen, die, gleichsam die ,Hausband‘ des PITB, schon zum achten Mal im Malzhaus zu Gast waren, mit ihrem muskulösen Jam-Rock, von zwei Saxofonen gestützt, mit einem hochinspirierten Keyboard und der grandiosen Gitarre und Stimme von Olaf. Zwischendurch mal erklomm Fitz mit seiner Geige die Bühne, um kongenial zu begleiten. Und sowohl bei "Schluff Jull" wie bei den "Grateful Nights" war wieder mehrmals der famose Matthias Peter zur perkussiven Verstärkung dabei.
Beglückt, gebannt, euphorisiert wurde vor der Bühne, dicht an dicht, gelauscht, getanzt, geschwelgt. Allen Musikern bei diesem Treffen teilte sich die besondere Stimmung und Begeisterung mit. Und wenn Olaf von der Bühne herab sagte: „Wenn ich euch alle so vor mir sehe, bin ich sprachlos!“, so gilt das erst recht für die Gruppe aus Barcelona. Nicht oft werden die eine derartig mitgehende Menge erlebt haben, ihrer Musik derart weit geöffnete Herzen und Arme, mit Unisono-Mitsingen der Refrains, mit Glücks-Ausrufen beim Erkennen, zu welchem Song sie mitten aus der Improvisation abbiegen (Scarlet Begonia > Touch of Grey > Fire on the Mountain …), mit inbrünstigem Mitverfolgen, wie (beim Solo in „Mississippi Half-Step Uptown Toodeloo“) der Geist der Verzückung auf eine E-Gitarre niedersteigt …
Es war schon zwei Stunden nach Mitternacht am Sonntag, als mit dem lang ausgedehnten Refrain „Across the Rio Grande-ooh, across the lazy river“, gesungen von Band und Publikum, das Konzert endete. Gerd bewegte die Band noch zu zwei Zugaben – "Playing in the Band“ und „One More Saturday Night“. Als man, von all dem Gehörten, Erlebten, Mitempfundenen glückhaft erschöpft und hochaufatmend, einander zur Verabschiedung zuwandte, habe ich den batikgekleideten jungen Mann neben mir, der, erst seit wenigen Jahren liebender Kenner unserer Lieblingsband, jetzt das erste Mal beim PITB dabei war, beglückwünscht : dazu, dass er zu diesem seinem Einstand gerade solch ein wunderbares, rundum gelungenes, riesenschönes Treffen erleben durfte !
„There are days, / there are days, / there are days between“ –so singt Jerry, in Robert Hunters Worten, in der späten Ballade „Days Between“ (tief bewegend etwa in dem Konzert in Oakland am 11. Dezember 1994 – mit einer völlig überraschenden, langen, wilden Coda!) : solche „Tage dazwischen“, Tage, die den Alltag unterbrechen und Sinne und Seele weiten, sind uns, wieder einmal, geschenkt worden : innigen Dank an Gerd, Beate, und all diejenigen, die zum Gelingen dieses Treffens beigetragen haben !