Santa Clara
Santa Clara
Der (selbsterzeugte) enorme Druck war zu Beginn bei allen Musikern deutlich zu spüren. Trey Anastasio hat seine Sache trotzdem gut gemacht, sehr gut sogar, er war die richtige Wahl für das was dann kam. Meine persönliche erste musikalische Wahl wäre zwar Steve Kimock gewesen, den ich mir dann aber in einem Levi’s Stadium vor ca. 65.000 Zuschauern nicht so recht vorstellen wollte.
Der Samstag stand ganz im Zeichen der frühen GD, sehr psychedelisch, jam-orientiert und kompromisslos, dazu eine phantastische Lightshow. Ob das bei den Aufzeichnungen angemessen rüber kommt, da hab ich so meine Zweifel. Der erste set am Samstag war allerdings etwas holprig, es bestanden ganz offensichtlich Kommunikationsprobleme zwischen Trey und Bob. Insofern war es eine kluge Entscheidung den ersten set bereits nach 1 Stunde zu beenden. Ich vermute mal, dass es nicht der unglaubliche Regenbogen war (I Need A Miracle Every Day), der zum Ende des ersten sets langsam das gesamte Stadion (hinter der Bühne) überspannte und für zum Teil euphorische Reaktionen bei den heads sorgte, geregnet hat es am Abend - trotz dicker Wolken - dann aber doch nicht. Ein (von mehreren) highlights im 2. set war drums and space - insbesondere in Verbindung mit der unglaublichen lightshow. Der 2. set am 1. Abend war für mich musikalisch betrachtet dann auch der Höhepunkt.
Der Sonntag brachte einen Querschnitt der 30-jährigen Bandgeschichte, nicht unbedingt meine bevorzugte Set-Liste aber gut gespielt mit einigen unerwarteten End- und Wendungen. Am Ende von Hell in A Bucket ein befreiendes Solo von Trey, das mit großer Begeisterung aufgenommen wurde, ein gutes Beispiel für das was möglich ist. Am zweiten Tag konnten sich Bruce Hornsby, und Jeff Chimenti auch besser einfinden.
Wer auf den billigen Plätzen am oberen Rand des Levi’s Stadion saß, hatte zwar eine tolle Aussicht auf die Bay, musste jedoch einigermaßen schwindelfrei sein und mit fortschreitendem Abend wurde es kühl, also weiter runter auf die noch freien Plätze. Der Sound war auf den besseren Plätzen sehr gut, weiter oben eher mäßig. Das vorletzte Stück Death Don't Have No Mercy - von Bobby gesungen - war sehr ergreifend, there is no mercy in this land, dies war auch so gemeint, wurde so verstanden und bringt die große soziale Ungerechtigkeit in diesem so großen und so wunderschönen Land auf den Punkt. Um sich vom herrschenden Elend ein grobes Bild zu machen, genügt bereits ein Abend in den Straßen von San Francisco Downtown, einfach nur gruselig.
Vor und zwischen den sets wurde komponierte Musik von Phil Lesh (Korrektur: die Pausenmusik ist von Neal Casal, siehe auch Hinweis von Romas) vom Band gespielt, im Stile von Easy Listening und mit deutlichen Adaptionen an Krautrock. Sollte das jemals veröffentlicht werden, darf man sehr gespannt sein.
Noch ein Wort zu der ganzen Diskussion um die Eintrittskarten. Beide Abende waren sehr gut gefüllt, aber nicht ausverkauft. Bereits Tage vorher haben sich die Verkaufspreise gegenüber den offiziellen Eintrittspreisen halbiert (ein Lehrstück in Kapitalismus). Leute, die für Karten 600,00 bis über 1.000,00 Dollar bezahlt haben, dürften die absolute Ausnahme gewesen sein. An beiden Tagen konnte man für 20 Dollar ins Levi’s Stadion kommen. Deadheads, die das Risiko ohne Karten anzureisen nicht scheuten, konnten jedenfalls zum Schnäppchenpreis dabei sein oder kamen umsonst rein, niemand musste draußen bleiben, die Rechnung einiger Spekulanten ging nicht auf.
Zusammenfassend lässt sich sagen, die Dead haben mit den beiden shows in Santa Clara ein Gesamtkunstwerk geschaffen, das die weltweite Beachtung rechtfertigt. Das sind gute Voraussetzungen für Chicago (da sind wir aber bereits wieder in D, leider kommt ja das Ship of Fools Potsdam nicht zustande - warum eigentlich?).
Von hier aus liebe Grüße an Karen, die wir bei der Pre-Dead show in der Sweetwater Music Hall getroffen haben. Wir hoffen Du bist gut Heim gekommen, schade dass wir uns nicht mehr getroffen haben.
Setliste Samstag
Set 1
Truckin',
Uncle John's Band,
Alligator (Phil Lesh lead vocals),
Cumberland Blues,
Born Cross-Eyed,
Cream Puff War (Trey Anastasio lead vocals),
Viola Lee Blues (Cannon's Jug Stompers cover)
Set 2
Cryptical Envelopment (Phil Lesh lead vocals),
Dark Star,
St. Stephen (with William Tell bridge),
The Eleven,
Turn On Your Love Light (Bobby “Blue” Bland cover),
Drums (with Mickey Hart on mbira),
What's Become of the Baby? (Phil Lesh lead vocals),
Space,
The Other One,
Morning Dew (Bonnie Dobson cover)
Zugabe
Casey Jones (Bruce Hornsby lead vocals)
Anmerkung:
Phil Lesh, Bob Weir, Mickey Hart, Bill Kreutzmann, Trey Anastasio, Bruce Hornsby, und Jeff Chimenti.
Setliste Sonntag
Set 1:
Feel Like A Stranger,
New Minglewood Blues,
Brown-Eyed Women,
Loose Lucy,
Loser,
Row Jimmy,
Alabama Getaway,
Black Peter,
Hell In A Bucket
Set 2:
Mississippi Half-Step Uptown Toodleloo
Wharf Rat
Eyes of the World
He’s Gone
*Drums/Space
I Need A Miracle
Death Don't Have No Mercy
Sugar Magnolia
Zugabe:
Brokedown Palace
Anmerkung:
Phil Lesh, Bob Weir, Mickey Hart, Bill Kreutzmann, Trey Anastasio, Bruce Hornsbyand Jeff Chimenti, Sikiru Adepoju an den talking drums.