Feier On The Mountain VI – The Other One
Tagebuch einer “Auslands-“reise der anderen Art
aufgeschrieben von Oskar

Mittwoch

So, der Urlaub ist eigentlich vorbei, Zeit für die FOTM.

Diesmal geht es nicht in den nahen Schwarzwald auf die Rautsch sondern zu unseren Nachbarn in die Schweiz, welche ja noch nicht zur EU gehört. Also Ausweis nicht vergessen und die kistenweise CDs und Dutzende T-Shirts gut verpackt und unten im Auto gelagert, darüber die Fahrradtaschen und fertig ist der typische Touri.

Sometimes we visit your country and live in your home.

Eigentlich wollte ich ja erst am Donnerstagmorgen los, aber Mittwochmittag ist alles soweit klar, die letzte CD gebrannt, das Wetter ist gut, also los auf die Autobahn. Kaum drauf, schon die erste Staumeldung und wieder runter durch das dichtbesiedelte Albvorland schnurstracks nach Süden. Hinter Reutlingen eine Komplettsperrung der Bundesstraße und Umleitung mit stockendem Verkehr. Vor mir ein dicker Mercedes mit einem Aufkleber: “Baden – Württemberg, wir können alles außer Hochdeutsch” Aha, so ist das also (Wer häb au des denkt!) Weiter geht es über die idyllische Alb Richtung Bodensee.

Nach einer Stunde beginnt es zu regnen, untrügliches Zeichen, daß man sich dem badischen Landesteil nähert. Die müssen immer etwas Besonderes machen, auch wenn es dann nur Pisswetter ist, Hauptsache anders als die Schwaben. Aha, da hinter den Regenwolken sieht man schon den Bodensee. Wann war ich denn zum letzten Mal in der Schweiz, hm hm, Mitte der 80er Jahre etwa, das ist lange her. Mal sehen wie das mit der Grenze läuft, wenn sie mich filzen, bin ich ob der vielen CDs in Erklärungsnot- aber ich wurde ja noch nie gefilzt, warum also gerade hier. In Gegenrichtung ist extrem viel Rückreiseverkehr. Mitten in Konstanz der Übergang nach Kreuzlingen. Tatsächlich der Schweizer Zöllner hebt die Hand: “Ausweis bitte”, sofort gibt er ihn wieder zurück, ist ja auch noch druckfrisch. “Was bringen sie mit? ” – “Nichts” – “Gute Fahrt” – “Danke”. Gang rein, Stoff geben und weg. Das hat mal wieder geklappt, vielleicht sollte ich doch in´s Schmuggelgewerbe wechseln.

Nun kann es ja nicht mehr weit sein, knapp 50 km sagt die Karte. Der Regen läßt auch wieder nach, Baden liegt ja hinter mir. Die Nationalstraße ist gut, es gibt viele kleine Dörfer, man kommt genauso langsam vorwärts wie daheim. Bin ich nun wirklich schon im Ausland, die Schilder sind noch deutsch, der Zöllner hatte auch keinen ausländischen Akzent-hm. Ich bin noch am nachdenken, sehe die Swissheads schon arbeiten, präzise wie ein Schweizer Uhrwerk, wahrscheinlich steht schon fast alles bis ich komme und die machen heute schon Party. Man hat eben so sein Vorurteile. Plötzlich ein kleines Schild: -Lütisburg-, oh, Ausfahrt verpasst. Umdrehen und rein geht es nach Lütisburg, weiter Richtung Winzenberg, wie in der Beschreibung. Wie immer bin ich mir sicher auf dem richtigen Weg zu sein. Es geht steil hoch und man hat eine phantastische Aussicht, ähnlich wie auf der Rautsch, wenn man die Bäume umsägen würde. ( Hoffentlich hat Lothar die nicht letzten Winter umgeblasen)

Oh, das gefällt mir, jetzt weiß ich endlich woher Märklin seine Vorlagen für die Modelleisenbahn-Anlagen nimmt. Eine Landschaft wie aus dem Bilderbuch und auch noch dreidimensional und mit Gerüchen und Geräuschen. Es geht bis auf etwa 850 m hoch. Ich halte nach Marcels Adresse Ausschau: Krummentürli.Weit und breit keine Straßennamen und auch kein Krummentürli. Am Ende von Winzenberg drehe ich wieder um und fahre zurück, vielleicht ist es doch weiter im Tal.

Die Orte sind sehr klein, ca 10-30 Häuser. Unten treibt ein Bauer sein Kühe von der Weide zum Melken in den Stall. Da ich sowieso halten muß, frage ich ihn gleich: “Wo ist den das Krummentürli?” “Des Chrummadürli, des isch da oba, nach dem alda Schulhus.” Aha, er hat mich verstanden, ich ihn auch, bin ich den nun im Ausland oder nicht? Vielleicht hat es sich auch bezahlt gemacht, daß man zu meiner Zeit in Württemberg “Deutsch” nur wie eine Fremdsprache gelehrt bekommen hat und so die süddeutschen Mundarten, zu denen auch die Schweizerdeutschen gehören, sofort zu 70-80 % versteht und nach einiger Akklimatisierung dann auch zu 90% und mehr. Nun ja, also warten bis die Kühe über der Straße sind und wieder hochfahren. Mann, das ist schon steil, die Karre zieht es nicht im dritten Gang. Der nächste Ort mit schönen großen Häusern und einem riesigen Parkplatz “Tuffertschwil”, jetzt noch durch das Wäldli und dann müßte das alte Schulhaus kommen. Ah ja, das könnte es sein, aber wo ist das Chrummadürli? Es dämmert auch schon. Ich fahre noch weiter um die nächste Kurve und da steht ein bärtiger langhaariger Eingeborener am Straßenrand, den ich direkt mit dem Auto anvisiere.

Zuerst will er Richtung Wiese flüchten, dann jedoch erkennt er wohl einen Dead Aufkleber – Marcel ist völlig überrascht, daß schon jemand kommt. Wir begrüßen uns und ich schaue unauffällig nach den bereits von den Schweizern in Uhrwerkspräzision geleisteten Arbeiten. Ich sehe nichts, aber das Gelände ist so steil, daß man da außer 5 Kühen und einigen Obstbäumen auch nichts sehen kann.

Hanfpflanzen wachsen in der Schweiz direkt am Straßenrand, wahrscheinlich weil hinter dem Haus Nordseite ist und das nicht gut für sie wäre. Danielas Vater ist gerade mit dem Auto da und sie haben Material hochgefahren, denn weder Daniela noch Marcel haben ein Auto. Wir gehen rein und ich schaue mich etwas in dem alten Bauernhaus um. Nach einiger Zeit hält ein Auto und es klingelt.

Noch weitere Besucher kündigen sich an. 3, nein 4 Deadheads aus dem Heidelberg Raum kommen mit 2 Hunden in einem Polo. Das ist noch Idealismus. Die Jüngste ist noch nicht einmal 2 und noch etwas scheu, was sich aber bald ändern wird.Am Abend muß ich mit Marcel erstmal ins Gasthaus Bier holen, denn er ist wirklich nicht darauf vorbereitet, daß schon jemand kommt. Später kommt dann noch Ralph, der Schreiner mit seinem Werkzeug, was wir benötigen, um die Bühne zu bauen.

Unterwegs, d.h. zwischen Station Lütisburg (Bahnhof) und Winzenberg hat er zwei Anhalter mitgenommen und ihnen nach ihrer langen Reise eine 80 min Fußmarsch bergauf erspart. Es sind Willi und Ole aus Oelixdorf, Holstein, also noch einiges hinter Hamburg, von uns aus gesehen – da meines Wissens nach niemand eine weitere Anreise hatte – hier wird natürlich nicht berücksichtigt, wenn jemand x-mal in der Schweiz im Kreis gefahren ist, geht der Preis für die weiteste Anreise an die beiden aus dem hohen Norden( mit Abstand, da sich niemand aus Hamburg, Niedersachsen, Bremen, Schleswig-Holstein,Mecklenburg-Vopommern, Brandenburg oder Berlin in die Schweiz gewagt hat) Warum eigentlich “Hooher Norden” ? Es müßte doch eher niedrig heißen so wie bei den Niederlanden, aber vielleicht ist das ja Satire. Ob sie für den Bergaufmarsch mit Gepäck fit gewesen wären, habe ich nun nie erfahren, schließlich kann man da ja in Holstein schlecht dafür trainieren. Das Stehen und Bewegen am steilen Hang und das Hantieren mit landwirtschaftlichen Hinterlassenschaften beherrschten sie gut. Vermutlich haben sie das den ganzen Sommer über am Deich geübt, wo auch sonst in der flachen Gegend, aus der sie kommen.

Nun, das Haus hat sich gefüllt und jeder bekommt einen vorläufigen Schlafplatz zugewiesen, denn die Zeltwiese ist noch nicht freigegeben, die hochgezüchteten, geländegängigen Schweizer Präzisionsrasenmäher mit direkter Grasentsorgung, akkustischer Lokalisationsmeldung, autonomem Betrieb und randomiserter, von einer Art Fuzzy-Logik gesteuerter Betriebssoftware, müssen erst noch etwas ihre Arbeit verrichten. Da sie aufgrund ihrer eigenen von außen nicht nachvollziehbaren Betriebssoftware völlig selbständig arbeiten, kann man sie nicht einfach anwerfen, sondern man muß sozusagen warten, bis, ob und wo und wie sie dann loslegen. Aber eines muß man sagen, sie haben trotz der ganzen hochtechnischen Features ein bodenständiges individuell verschiedenes (keiner ist wie der andere), sich völlig in die Landschaft integrierendes Design. Der in moderner High-End High-Tech unbedarfte Bewohner eines Ballungsraums könnte sie glatt mit Kühen verwechseln, nur Milch geben sie noch nicht, aber daran wird auch schon gearbeitet.Das Gras wird übrigens im Gerät selber in mehreren Kammern zerkleinert und durch einen biologische Prozess mittels Bakterien und anderem Kleinzeug in einen halbflüssigen Düngerbrei umgewandelt, der von Zeit zu Zeit auch durch die Fuzzy-Logik gesteurt, quasi an Ort und Stelle ausgeschieden wird. Sind sie mal zu alt, können sie problemlos in ihre Einzelteile zerlegt werden und neuen Verwendungsarten zugeführt werden. Der Einfachheit nenne ich sie von nun an in Anlehnung ihres dezenten Äußeren “Grauvieh”, wie das auch die Schweizer tun.

Ich erfahre, daß erst ab Donnerstag angefangen wird zu arbeiten usw. So weit zu meinen Vorstellungen vom Schweizer Uhrwerk, vielleicht kommt es ja noch, aber es ist zumindest noch nicht angelaufen. Mal sehen, was dann der Donnerstag bringt.

Donnerstag

Ich wache auf, es ist dunkel, draußen prasselt der Regen nieder irgendwann zwischen 2 und 4 Uhr. Ich schließe wieder die Augen und will weiterschlafen-bestimmt ein schlechter Traum. Oh nein, die Blase drückt, das ist ein untrügliches Zeichen, daß es kein Traum ist und daß es tierisch regnet, fliesendes Wasser bewirkt bei mir auch immer einen stärkeren Wasserfluß. Ich bemerke, daß es draußen dunkel ist. Das hört sich erstmal normal an, bei Nacht ist es immer dunkel. Aber nein, in unserer heutigen Zeit brennt immer irgendwo ein Licht, fahren Autos usw. richtig dunkel ist es in Orten eigentlich nie. Aber hier ist es dunkel, ich sehe nur das Dunkel an sich, wenigstens auch nicht den Regen.

Also wieder hingelegt und das Frühstück weiter nach hinten schieben. Ab 8 Uhr sammeln sich die Leute nach und nach in der Küche. Man frühstückt und bespricht die anliegenden Aufgaben.

Die Cosmic Charlies müssen abends in Zürich vom Flughafen geholt werden, eingekauft muß noch jede Menge werden und natürlich die ganzen Arbeiten wie, Bühne bauen, Festbestuhlung, Stromversorgung usw.

Da das Gelände so steil ist und es regnet, kann man auch keines der speziellen Fahrzeuge benutzen, die die Bauern im Alpenbereich haben. Es muß also alles runtergetragen werden. Ich versuche mal die anfallende Arbeit einzuschätzen und zähle die anwesenden Leute. Bevor mich der Mut verlässt, denke ich an was anderes. Mir fällt die Aufgabe des Fahrers zu, da weder Daniela noch Marcel ein Auto oder einen Führerschein haben. In der Schweiz gibt es für ca 1800 Franken eine Jahreskarte für alle öffentlichen Verkehrsmittel und entsprechend gut sind auch die Verbindungen und die bauen immer noch neue Bahnstrecken auch kleine. Schickt doch unsere Politiker dahin, es ist doch nicht weit und sie brauchen keinen Dolmetscher. Aber dieses Land meiden sie, man könnte ja was lernen müssen. Die Schweiz hat keine eigene Autoindustrie und somit auch keine so große Lobby, die Einfluß nimmt. Natürlich hängen in der Schweiz genauso viele Arbeitsplätze am Auto, denn die Zuliefer-und Maschinenindustrie ist im ganzen südlichen deutschen Sprachraum massiv vertreten. Man sieht, es geht auch anders. Allerdings nach Winzenberg mit seinen 20 Häusern fährt dann auch nichts.

Leider habe ich als alter Wetteroptimist nur leichtes Schuhwerk und keine massive Regenjacke mitgenommen. So muß der Poncho herhalten. Heute werden sicher noch einige Heads kommen und so muß erstmal die Zeltwiese freigegeben werden. Da die Batterien der Fernsteuerung leer sind, lassen sich die “Grauviecher” nicht einfach woanders hinschicken. Sie scheinen auch gerade den Level des Zustands “bockig” hochgeschaltet zu haben. Irgendwie gelingt es Marcel dann doch sie am unteren Ende des Hangs zu plazieren und einen Begrenzungsdraht zwischen ihnen und dem Festplatz zu ziehen. In diesem fließen Elektropulse und er dient zur Abgrenzung ihres Arbeitsbereichs.

Dann fangen wir an den Bühnenbau vorzubereiten. Ralphs ganzes Werkzeug, Material und diverse andere Geräte müssen von der Straße hinuntergetragen werden. Holz und anderes Baumaterial ist teilweise schon unten in der Scheune.

Es gibt Probleme mit der Stromversorgung, weil kein 150 m langes dickes Kabel da ist. Mehrere kürzere Kabeltrommeln werden zusammengesteckt, was auch nicht so einfach ist, weil die Schweiz andere Stecker verwendet und die Trommeln teilweise aus Deutschand sind und so paßt alles nicht astrein und öffnet den Wackelkontakten Tür und Tor. Als der Regen etwas nachläßt schlagen wir die 4 Grundpfeiler der Bühne in den Boden. Als wir gerade beim vierten sind, kommt Marcel und meint, die Bühne müßte eine andere Ausrichtung haben, damit die Musik nicht zu stark zu den Nachbarn strahlt. Im Nachhinein wird sich das auch als unnötig herausstellen. Jedenfalls schlagen wir dann eben insgesamt 7 Pfosten ein und das werde ich noch fünf Tage in Form von Muskelkater im Daumenballen spüren. Ich bemängle, daß es in der Schweiz noch kein selbsteinschlagende Pfosten gibt.

Es fängt nun wieder an zu pissen, als ob Petrus was gegen uns hätte und ich gehe mein Auto ausräumen, denn es sollte ja leer sein zum Einkaufen. Gottseidank ist es ein Bauernhaus mit leerem Stall und Scheune, in denen es viel Platz hat. Wir machen dann auch gleich Mittagspause und danach gehen Daniela und ich Einkaufen und andere Besorgungen machen.

Bis um 7 wollen wir zurück sein, denn ich soll dann gleich los, um die Charlies vom Flughafen abzuholen. Wir fahren Richtung Zürichsee, einem Ballungsraum und der Verkehr wird immer dichter, Freitagnachmittagabend eben, das gleiche Chaos wie zuhause auch, aber es geht etwas relaxter zu.Nach diversen Kleinigkeiten und einem Trip in den Baumarkt, die Bühnenwerker brauchen noch Schrauben, Nägel und ähnliches, fahren wir nun zu einem Großhandel. Wir haben erstmal 2 große Wagen vollgeladen und fahren zur Kasse. Schon der erste frißt unser Bargeld auf. Ich frage, ob sie EC Karte nehmen, ja klar, warum nicht. Denkste, die elektronische Kasse akzeptiert sie nicht, vielleicht, weil es keine Schweizer ist. Der Geschäftsführer kommt und nimmt den Wagen in sein Büro, bis wir wieder zurückkommen. Wir laden den ersten Wagen in mein Auto und es ist schon gut voll. Dann fahren wir wieder in die Stadt zu einem Geldautomaten, die Banken haben inzwischen alle zu. Tatsächlich der Postbankautomat akzeptiert die Karte ohne Probleme und bietet bis zu 1000 Franken. Ich ziehe 700 und bestaune die bunten modernen Schweizer Banknoten. Wir fahren wieder zurück, bezahlen den 2. Wagen und holen ihn im Büro ab. Daniela geht dann nochmals rein und besorgt den Rest, während ich den 2. Wagen ins Auto lade. Jetzt ist es eigentlich ganz voll, na ja, es kommt ja fast nichts mehr. Plötzlich fängt ein Wolkenbruch an. Mit Schauern und Bedauern denke ich an unsere Bühnenwerker. Der Wolkenbruch hält noch an, als Daniela mit einem dritten vollgeladenen Wagen herauskommt. Ich sehe schwarz, dass wir das in die Karre reinbringen. Mit allen Tricks gelingt es das Zeug zu verstauen, aber eine Gemüsekiste und Danielas Rucksack und Tasche sind noch draussen. Der Regen geht unvermittelt weiter. Daniela setzt sich auf den Beifahrersitz und ich reiche ihr den Rest, ich sehe sie kaum noch. Wir müssen nochmal in die Stadt zum Telefonieren. Es ist inzwischen so spät, dass wir nicht mehr rechtzeitig zurückkommen, um pünktlich zum Flughafen zu fahren. Wir fahren zum Club ZAK, von wo Daniela versucht anzurufen, aber es geht niemand ran. Irgendwann klappt es dann und wir erfahren, das Ralph schon losfährt zum Flughafen und wir können beruhigt weiterfahren. Wir laden aber erstmal 2 Kisten aus, damit Daniela normal sitzen kann, Mitch, der Manager des Clubs bringt sie dann am Freitag mit, wenn er kommt um die PA zu bringen und aufzubauen. Er wird auch der Mischer sein. Der Club ZAK ist übrigens sehr schön, ideal für Konzerte bis 300 Leute. Wir fahren im Pisswetter zurück, unsere Stimmung ist leicht getrübt deswegen. Fahren kann ich nur noch langsam und vorsichtig, denn die Karre ist bis zum Dach beladen und hat fast keinen Federweg mehr. An der Steigung nach Winzenberg muß ich in den ersten Gang zurückschalten, ich glaube zum ersten Mal auf einer öffentliche Straße seit ich das Auto habe.

Als wir ankommen, müssen erstmal alle beim Ausladen helfen. Es ist dunkel und aufgrund des Regens arbeitet auch niemand mehr an der Bühne. Der Boden ist aber fast fertig. Inzwischen sind auch noch 3 Leute aus dem Stuttgarter Raum gekommen, dabei noch ein Oli, jetzt sind es schon 2 und bei den Blu´men sind dann auch noch 3. Ich gebe es vorab schon auf mir ein System zu überlegen, sie irgenwie zu numerieren oder so. Birgit und Ralph M. sind nun auch gekommen. Nach dem Wetterbericht um 20.00 Uhr steigt unsere Stimmung wieder und aus der Küche kommen auch schon Duftschwaden des Abendessens. Wir essen dann und warten auf die Charlies, Walter und Ralph (ab jetzt Ralph S wie Schreiner). Sie kommen dann irgendwann nach 22 Uhr nachdem Walter vergeblich versucht hat anzurufen un dnach dem Weg zu fragen. Ja der Mobilfunk hat halt so seine Tücken.

Ich fahre dann mit Marcel nochmals Bier holen, denn die eigentliche Lieferung fürs Fest kommt erst morgen. Die Helfer und die Charlies haben Durst. Es wird dann noch ein langer feuchtfröhlicher und rauchiger Abend. Draußen regnet es, cats and dogs, wie die Engländer sagen, aber auch Kühe, Pferde, Elefanten, die ganze Arche Noah scheint herunterzukommen. Ich bin froh, daß es so steiles Gelände ist und Südhang, da fließt alles runter und wir haben dann kein Schlammbad. Mittlerweile sind auch 3 Hunde da, so daß sich die 3 Katzen des Hauses kaum noch blicken lassen. Nadja, manche kennen sie von Plauen, kommt auch im Laufe des Abends und wird auf ihren, wie ich merke, umfangreichen Arbeitseinsatz vorbereitet. Einige fertigen dann zusammen mit unserem jüngsten Dead Head noch Eintrittskarten, die liebevoll mit Buntstiften individuell bemalt werden. Nach und nach legen sich alle flach, gut dass das Haus einen leeren Dachboden hat, auf dem einige Platz haben.

Freitag

Wieder wache ich recht früh auf, es ist nass draußen, aber es regnet nicht -Petrus wir danken dir! Nach einer Tasse Kaffee und einem kurzen Frühstück, tauchen auch schon die ersten Heads auf, mehr oder weniger fit. Heute ist der Hauptarbeitstag, denn endlich ist das Wetter gut und es wird auch viel Material gebracht, das dann nach unten zum Festplatz getragen werden muß. Am Mittag kommt dann ein Auto nach dem anderen und ich muß auch einige Male Leute vom Bahnhof abholen. Da es nicht mehr so viel einzukaufen gibt, komme ich dazu mein Zelt aufzubauen. Neben mir machen das auch Willi und Ole, die sich bereits einen guten Platz gesichert haben, der frei von frischem, glitschigem Dünger ist. Ich mache es ähnlich, aber irgendwo zwischen den Zelten sind dann doch einige solcher Tretminen. Ole bekommt den Auftrag, diese zu entschärfen, was dann auch gut klappt, denn durch Sonnenschein und starken Wind trocknet es schnell ab. Nun werden auch schon die beiden ToiToi´s gebracht. Dann kommt Marcels Vermieter, nicht um Stunk zu machen, sondern er bringt Kühlschrank und Bier, denn er ist Vertreter von Fürstenberg Bier-praktisch.

Wir bauen das Dach der Bühne und werden wieder nass, aber diesmal, weil die Sonne dermaßen auf den Hang brennt, dass man ins Schwitzen kommt. Ich erinnere mich meiner optimistischen Kleiderausstattung und wechsle auf Shorts und ärmelloses Hemd. Manche reden bereits von SF 20, was sie brauchen. Irgendwann am Nachmittag kriechen auch die letzten der Charlies aus der Falle. Kann man von einem Flug aus England ein dermaßen Jetlag haben? Gemeinsam stehen wir manchmal am Hang und bewundern fasziniert die Aussicht. Völlig sinnlos, so etwas zu beschreiben. Willi äußert immer noch Zweifel, ob das alles bis heute abend fertig wird. Mir fällt wieder das Schweizer Uhrwerk ein. Es sieht ganz und gar nicht danach aus. Alles macht einen völlig wirren Eindruck ohne Systematik. Ein permanentes Provisorium scheint es zu sein. Nun ja, schaut man auf einen Ameisenhaufen, so kommt man auch nicht auf die Idee, es würde da mit System gearbeitet. Das ist wohl eine Frage der Perspektive und das Resultat entscheidet dann. Wie auch immer, das Dach der Bühne ist relativ schnell fertig.

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Sunny afternoon

Nach und nach tauchen dann einige Schweizer auf, die alle irgendwelches Material bringen und aufbauen, Zelt, Überdachung fürs Mischpult, PA usw usw. Ähnlich dem Ho-Tschi-Minh Pfad bewegen sich ganze Kolonnen mit Material den Hang hinunter und leer wieder hoch. Man bemüht sich nicht unnötig den Hang hochzugehen, denn das strengt an, besonders die Flachländer. Etwas zehre ich noch davon, dass ich die ersten Jahre meines Lebens in ähnlichem Gelände verbrachte und die notwendigen besonderen Bewegungsabläufe noch abrufbereit habe. Insbesondere an den rutschigen Stellen macht sich das bezahlt. Des öfteren hört man ein “Scheiiiisse!” , wenn wieder jemand auf derselben ausgerutscht ist.

Plötzlich ein anderer Schrei nach einem Telefon, ein Kind sei vom Baum gefallen. Maik Lorenz hat beim Klettern unfreiwillig Bekanntschaft mit klein Ge und seiner großen Wirkung gemacht. Wahrscheinlich wird er dadurch mal die Zusammenhänge von Beschleunigung, freiem Fall, Bremsweg und Kraft besser verstehen, weil er es ja am eigenen Leib erlebt hat. Moni und Walter bringen ihn ins Krankenhaus, denn er hat wohl mindestens einen Arm gebrochen. Als er wiederkommt hat er einen massiven Gips am linken Arm und ist etwas geknickt-seelisch. Seine Schmerzen und eingeschränkte Bewegungsfähigkeit haben zur Folge, dass die ganze Familie am nächsten Morgen die Heimreise antreten wird. Gute Besserung Maik!

Unter einem Apfelbaum baue ich auf einem Tisch die Tie-Dye-Shirts (das sind die, die immer fälschlicherweise als Batik bezeichnet werden, damit aber überhaupt nichts zu tun haben) und die CDs auf. Inzwischen sind auch Beate und Gerd eingetroffen, die auch noch Material für den Stand haben.

Mittlerweile steht die PA auf der Bühne und Mitch verkabelt bereits, einige dekorieren Scheune und Bühne, Biertische werden aufgestellt, ein Grill kommt usw. Willi hat nun erste Zweifel an seinen Zweifeln. Es kommen noch einige Leute, besonders ein Schub aus Bayern und auch die Blu´men sind nun vollständig da. Als ich nochmal hoch gehe, um meinen Aufnahmekoffer zu holen, bemerke ich, daß sich der Zeltplatz langsam füllt. Wieder unten schließe ich meine Kabeltrommel mittels Adapter an eine Schweizer Vielfachsteckdose an und verkabele alles. Die Mikros befestige ich an der Mischpultüberdachung. Ich bin nun zuversichtlich, dass alles soweit fertig wird, nur an der Stromversorgung habe ich immer noch ernsthafte Zweifel. Mein Bruder, gelernter Elektriker, würde die Kabelverbindung vom Haus zum Festplatz als “Spielzeigkäbelesglomp” bezeichnen. (Für die Nur-Hochdeutschen: Kleines, schlechtes Kabel wie bei einer Modelleisenbahn). Nun ja, die Charlies machen einen Soundcheck und es klappt, es ist ja noch hell und keine Lichter sind an, die ziehen dann auch noch richtig Strom. Mir fallen die Übungsaufgaben zur Berechnung des Spannungsverlustes bei langen Kabeln ein. Überraschend schnell hat man nicht einmal mehr 200 Volt am Ende einer Leitung, wenn sie zu dünn und zu lang ist. Hier sind außerdem noch mehrer Steckverbindungen, die der Strom nun auch nicht gerade mag. Marcel wiegelt meine Forderung nach einem 150 m langen 380 Volt Kabel regelmäßig mit einem “Das geht schon und der Soundso hat mal noch eine viel größere Anlage an so einem Kabel …….” Na, ja, “Kommt Zeit kommt Rad”, sagte der Gastarbeiter, dem das Fahrrad gestohlen wurde. Wir werden es erleben heute abend.

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Soundcheck Cosmic Charlies

Plötzlich sehe ich Daniel und Werni, zwei Schweizer Deadheads der älteren Generation. Werni kannte ich bisher nur vom Internet. Wir können uns aber nicht lange unterhalten, denn es ist dann soweit, die Cosmic Charlies begeben sich auf die Bühne und machen noch eine Abstimmung ihrer Instrumente, Monitore und all dem anderen Zeug. Ich lege ein 3 Stunden Kassette in den DAT, drücke Aufnahme und sehe, dass er aufnimmt. Somit habe ich erstmal eine Weile Ruhe und gehe in die nun schon etwas gefüllte Scheune, um mich Speis und Trank zu widmen. In der hereinbrechende Dämmerung sehe ich eine bekannte Gestalt den Ho-Tschi-Minh Pfad herunterwanken. Seine vorsichtigen, etwas fehl am Platze erscheinenden Bewegungen sagen mir, dass es sich nur um einen weiteren Ganz-Flach-Länder handeln kann. Der äußeren Erscheinungsform nach, kann es sich nur um Schorsch, den Trompeter von Schluff Jull handeln. Tatsächlich, er hat den langen Weg von Fast-Holland in die Schweiz nicht gescheut. Respekt und auch noch pünktlich zur Musik und zum Essen. Mit ihm hat sich dann die Anzahl der Deadheads aus dem bevölkerungsreichsten Bundesland glatt verdoppelt. Für die, die es nicht so mit Prozent- und Bruchrechnung haben, es sind jetzt zwei. Ralph M. und Schorsch Rikken halten die Fahnen von Nordrhein-Westfalen hoch, im Prinzip eigentlich von halb Deutschland, denn außer den beiden sind ja nur noch Willi und Ole von nördlich der Mainlinie. Na ja, schöne Berglandschaften sind eben nicht jedermanns Sache. Am sehr späten Abend tauchen dann auch noch Nathalie und Christian mit zwei weiteren Freunden auf und nun hat sich die Stärke Nicht-Süddeutschlands erneut mit einem Schlag verdoppelt – 8.

Nun zur Musik, die Charlies beginnen mit 2 Sets, die mich zwar nicht vom Hocker reissen, aber andere , die sie auf der Rautsch 99 gehört hatten, finden sie besser als dort. Vielleicht bin ich heute noch nicht in der richtigen Stimmung. Am Ende des ersten Sets gehe ich zum DAT-Recorder um die Aufnahme anzuhalten und stelle mit Entsetzen fest, dass er nicht läuft. Es ist kein Strom da. Mit meiner Taschenlampe fummle ich an allen Kabeln, aber es tut sich nichts. Da Mitch eine weitere Vielfachsteckdose zwischengesteckt hat, gebe ich erstmal dem die Schuld. Als er kommt, kann er aber mittels eine Lampe beweisen, dass Strom da ist. Ich bemerke am DAT, dass die “Low Battery” Anzeige leuchtet. Wie kann das sein, wenn er am Netz hängt? Nun rächt sich das mit dem “Spielzeigkäbelesglomp”. Der Spannungsabfall während des Konzertes war so groß, dass es für den DAT nicht mehr gereicht hat. Ich schätze nicht viel mehr als 150 Volt sind von den 230 noch unten angekommen.

Ich nehme ein 6 Volt Netzgerät statt des 4.5 Volt. Dem DAT reichen eigentlich 3 Volt gut, aber selbst mit dem 6 Volt Netzgerät schlägt die Batterieanzeige nur halb aus. Naja, es ist jetzt dunkel und entweder es geht oder nicht. Es ging dann nicht. Somit habe ich von den Charlies erstmal keine Setlist vom Freitag, weil auch keine Aufnahmen. Als dann die Blu´men auf die Bühne gehen, stelle ich auf Akku-Betrieb um. Sie spielen einige Lieder bis es anfängt zu regnen. Als der Regen zu stark wird, hören sie auf, so denken wir, aber nein, sie stecken nur ihre Gitarren aus und kommen mit ihnen in die Scheune, wo sie dann noch einige Zeit weiterspielen. Durch den Regen ist es kühl geworden, doch Zusammenrücken und Alkoholkonsum in der ürgemütlichen Scheune gleichen das aus.

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Die Blu´men

Setlist Blu´men bis zum Regen: I Know You Rider, The Race Is On, Eve Of Destruction, Dead Flowers, Willie and the Hand Jive>Iko Iko>Women Are Smarter, Friend of the Devil, Jack-A-Roe>Space>Long Time Gone, ? GDTRFB,

Da es für mich wie viele andere wegen der Anreise ein langer Tag war, gehen wir relativ früh schlafen.

Samstag

Laute, ungewöhnliche Geräusche wecken uns zu recht unchristlicher Zeit. Die High-Tech Rasenmäher sind wieder an den Platz zurückgekehrt, an dem sie eigentlich sein sollten, aber da stehen jetzt die ganzen Zelte. So können sie nicht arbeiten und geben laut Signal mit ihren Positionsmeldern und zusätzlich ein allgemeines Störsignal, etwa Muuuh.

-I had to moooo, really had to mooo, that´s what……-

Ich will eigentlich schon aufstehen, als ich bemerke, dass Ralph M. sich schon daran macht, die Dinger wieder auf ihren vorgesehen Bereich unterhalb des Festgeländes zu treiben. Wir schlafen dann alle weiter

Der Samstag beginnt feucht aber es wird bald schön, mit einer unbeschreiblichen Aussicht auf die Voralpen und die Alpen selbst. Am vorigen Abend kam mir die Idee, heute früher zu beginnen, solange es noch wärmer ist. Alle waren begeistert. Also wird es heute schon am Nachmittag weitergehen. Einige nutzen die Zeit zum Ausschlafen, Wandern, Spazierengehen, Einkaufen usw. Auch wird an der Technik noch etwas optimiert. Nun kommen auch einige neugierige Nachbarn und Spaziergänger und schauen von oben herunter auf die Bühne.

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The Cosmic Charlies

Die Charlies beginnen mit einem Nachmittags-Set. Danach die Blu´men in einer weiteren Besetzungsversion. Robby ist mit seiner hochschwangeren Frau wieder heim gefahren und dafür spielt André, Oli Langers Bruder an der E-Gitarre. Dieses Set ist dann etwas space-iger. Marcels Nachbar mit seinen zwei kleinen Söhne ist auch da und die beiden fangen spontan an zu tanzen.

Am Hang sitzen, liegen oder stehen, auf die Bühne schauen und dahinter dieses unglaubliche Panorama, das begeistert viele. Zwischendurch zeigt sich auch noch ein Regenbogen, obwohl bei uns nicht regnet, aber vielleicht ein Tal weiter.

Nach den Blu´men ist eine Pause, in der es Abendessen gibt. Nun kommen auch einige zu meinem CD und T-Shirt Stand, den ich am Abend zuvor von unter dem Baum in ein großes Zelt verlegt habe. Einige Deadheads decken sich mit Phil Lesh and Friends, sowie Dead Shows ein.

Danach spielt die Schweizer Band “Impulse”, die rein instrumentellen Jazzrock zum besten gibt. Das Wetter bleibt gut, zwar windig aber trocken. Viele machen es sich wie am Abend zuvor in der Scheune gemütlich, in der Nähe der Bar. Draußen werden nach Bedarf Würste gegrillt. Gegen 23 Uhr beginnen die Charlies mit einem starken Set und es tanzen einige, obwohl es schon recht kühl ist und das an dem schrägen Hang auch nicht so einfach ist.

Inzwischen fallen einige wenige Regentropfen und selbst ich friere etwas. Ist da etwa eine Erkältung im Anzug? Ich sehe wie Daniela mit einigen Thermoskannen frischem Kaffee kommt. Zusammen mit Walter nehmen wir uns eine, denn auch Brian braucht einen Wachmacher. Mir kommt dann die Idee etwas Bacardi reinzufüllen. Der Kaffee ist extrem stark und mit dem Bacardi schmeckt er scheußlich, aber bereits nach 5 Minuten wird es mir warm und die Wirkung hält bis nach 4 Uhr an.

Die Charlies beginnen das letzte Set nach einer längeren Pause mit Truckin´ dann Saint Stephen> Lovelite über 30 min, Going Down the Road, und es werden mehr vor der Bühne, die tanzen, besonders die älteren zeigen den jungen, wo es lang geht. Ein sehr ausgedehntes, gut gesungenes We Bid You Goodnight beendet das letzte Set. Passend zur späten/frühen Stunde, kommt als Zugabe ein Morning Dew, das ich mir sicher noch öfter anhören werde.

Die Blumen, Impulse und das Nachmittagsset sowie das letzte der Charlies habe ich mitgeschnitten, bei den anderen spielte die Technik nicht mit. Bei genügender Nachfrage mache ich ein Set CDs, vermutlich je 2 CDs. Ansonsten ziehe ich dem, der das will, eine Kopie auf DAT, MD oder Analogkassette. So, ich räume meine Aufnahmetechnik weg und begebe mich wieder in die Scheune, die nun voll ist. Heiner, ein in der Gegend bekannter Underground Discjockey legt Musik auf. Wir feiern noch in den Morgen hinein, wie lange, weiß ich nicht, aber ich werde um 4:30 Uhr müde und gehe in´s Zelt.

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Die Blu´men on fire

Sonntag

Als ich wieder mal recht früh in die Küche komme, um mir Kaffee zu machen, stelle ich fest, dass schon ein halbes Dutzend junge Schweizer da sitzen und es sich schon wieder geben. Das kann ich fast nicht glauben, jedoch merke ich schnell an ihren winzigen Augen, dass sie nicht schon wieder, sondern immer noch sitzen. Nach und nach kriechen immer mehr aus ihren Zelten und einige müssen auch relativ früh fahren, denn sie haben einen langen Weg vor sich. Da es wieder leicht regnet, versucht man das Frühstück im Haus oder in der Laube zu sich zu nehmen. Sehr gut schmeckt allen besonders der Schweizer Käse. Am Nachmittag wird schon mit Aufräumen und Abbauen begonnen. Es regnet wieder und dadurch ist es recht rutschig überall. Dies führt prompt auch dazu, dass Norbert beim Abbauen von der Bühne fällt und auch ins Krankenhaus gebracht werden muss. Das drückt doch unsere Stimmung und wir sind dann etwas beruhigt, als wir abends erfahren, daß er sich zwar den Ellbogen ausgerenkt hat und die dazugehörigen Bänder gerissen sind aber sonst alles ok ist.

Mittlerweile wurde das operiert und soll wieder gut heilen. Auch Dir, Norbert, gute Besserung!

Abends fahre ich dann einen Schwung Charlies zum Flughafen, es pisst in einem durch. Da haben wir nochmal richtig Glück gehabt mit dem Wetter. Wieder zurück, sind wir noch ein Dutzend Leute und es wird wieder ein netter Abend.

Montag

Das Wetter ist wieder trocken und wir bauen die Bühne ab, räumen die Scheune auf. Auch im Haus arbeiten einige fleissig um Küche usw wieder halbwegs herzurichten. Gegen Abend regnet es wieder, aber wir haben soweit alles abgebaut und auch wieder in die Scheune geräumt. Marcels Nachbar kam mit seinem bergtauglichen Spezialladewagen und hat uns die ganzen Biergarnituren und den Kühlschrank hochgefahren Im Laufe des Tages sind auch die letzten abgereist und Ralph S, der es in die Freiburger Gegend nicht ganz so weit hat, fährt nach dem Abendessen. Der Abend wird dann wieder lang, wir hören einige seltene LPs und vernichten alkoholische Restbestände. In der Nacht merke ich, dass das mancher übertrieben hat, dem es nun nicht mehr so gut geht. Es regnet auch wieder die Nacht durch.

Dienstag

Es klart auf und ich lade langsam alles wieder in mein Auto ein. Auch mein Zelt versuche ich trocken zusammenzubekommen, aber es kommt schon wieder Regen auf. Gegen Mittag ist dann der Punkt gekommen, wo ich mich verabscheide und wieder gen Norden fahre.

Ich nehme Peppo mit, der wieder zurück nach Prag trampen will. So ist auch die Fahrt nicht so langweilig. An der Autobahn Stuttgart München lasse ich ihn raus und einige Minuten später bin auch ich wieder daheim.

Epilog:

Mein herzlicher Dank an Daniela und Marcel, Nadja, Lilo, Mitch und wie sie auch heißen, die unermüdlichen Swissheads, die mit ihrem unglaublichen Arbeitseifer dieses Open-Air aus der Wiese gestampft haben.

Es war für mich die dritte Feier On The Mountain und das abwechslungreichste und spannendste Dead Head Meeting bisher. Für einige war es das erste oder zumindest das erste Open-Air-Meeting und die meisten waren begeistert.

Auch deshalb mache ich mir Gedanken darüber, ob FOTM wohl nochmal stattfinden wird. Es wäre schade, wenn nicht, aber die Teilnehmerzahl war für ein Open-Air einfach zu gering, viel zu gering. Drei Bands zu organisieren, Bühne bauen usw usw, das alles ist ein enormer Aufwand, den man nicht für sich selber macht. Das macht man nur, wenn es von den Leuten auch angenommen wird und sie kommen, denn für sie macht man es ja. Es ist kein kommerzielles Konzert, sondern ein Treffen der mitteleuropäischen Dead Head Familie. Eigentlich sollte man froh sein, dass es sowas gibt und durch seine Teilnahme dazu beitragen, dass es diese Treffen auch weiterhin gibt. Wenn die Dead Heads hier es aber nicht wollen und das durch Nichterscheinen ausdrücken, dann wird man es eben schweren Herzens sein lassen. Es soll ja basisdemokratisch zugehen und man kann auch mit den Füßen abstimmen.

Vielleicht hat auch mal jemand aus einem anderen Teil Mitteleuropas Lust, was zu machen.

Wer also die Tradition des Sommer-Open-Airs fortsetzen will, kann dies gerne tun, an unserer Unterstützung soll es nicht scheitern.

We will survive

Oskar