Satire und Selbstverständnis

Cali @, Freitag, 06. Februar 2015, 15:52 (vor 3360 Tagen) @ Arne

Hallo Arne,

ich möchte dir gern auf deine Frage antworten: Wo kommen wir denn hin, wenn wir hier bestimmen, was verbreitenswert ist oder nicht? Wir kommen zu einer gelebten Demokratie innerhalb einer Gemeinschaft!

Ich dachte immer, dies ist das Messageboard der Deadheads innerhalb unseres Sprachraums, also einer größeren Gruppe. Und für ein gemeinschaftliches Board gibt es Regeln. In dem Fall ungeschriebene Regeln. Eine davon ist es, seine Meinung zu anderen Beiträgen zu äußern. Und wenn einem und einer von uns etwas missfällt, sollte Mann/Frau es sagen (und auch sagen dürfen!). Und im Nachgang kann dann die Gemeinschaft, darüber befinden, wie damit umzugehen ist. Das alles hat weder etwas mit Zensur oder ähnlichem zu tun. Sondern im Gegenteil: mit gelebter Demokratie. Wenn wir nicht dazu in der Lage sind, ist es das Gegenteil von Gemeinschaft und Mitbestimmung, nämlich Ausgrenzung und Bevormundung. Ich denke, wir sollten aus solchen Fällen wie diesem lernen.
(Anmerkung: mit dem was jetzt kommt meine nicht Ralph bzw. sein Posting. Ich unterstelle ihm auch keine böse Absicht oder ähnliches.) Ich spitze mal zu: Was ist uns wichtiger, dass jeder alles schreiben darf, auch rassistische, frauenfeindliche oder andere diskriminierende Beiträge, gar persönliche Beleidigungen… oder, dass wir miteinander eine Form der Kommunikation haben, die auf einem gemeinschaftlichem Konsens beruht und die Meinungen des/der Anderen beachtet? Vielleicht ist es notwendig, diesen Konsens mal zu definieren und ggf. Mechanismen entwickeln, diesen langfristig zu bewahren. Ich denke, wir sollten darüber nachdenken. Unter anderem auch deshalb, weil ein solches Borad auch eine Außenwirkung hat. Und selbstverständlich kann es in der Zuspitzung dann mal zu Einzelfällen kommen, dass WIR Beiträge wieder löschen.

Pause.

Ein Nachtrag zum Thema Satire. Ich denke Ronald irrt, indem er schreibt: „Satire (darum handelt es sich hier zweifelsfrei)“. Von der Definition her ist es keine Satire. Es sollte sicherlich ein witziger Beitrag sein. Aber Satire ist dies nicht.
Ich kenne mich ein wenig mit Satire und der rechtlichen Handhabung des Begriffes und dieser Ausdrucksform aus (zwangsweise). Oft genug sind wir (ein linksalternatives Projekt) in den letzten 25 Jahren mit unseren Zeitschriften und politischen Aktionen verklagt wurden.
Satire ist eine künstlerische Ausdrucksform die i.d.R. mit einer Verspottung einhergeht. Für uns hat sich durch die Rechtssprechung ein Faktum herausgestellt. Wir gewinnen Beleidigungsklagen und ähnliches immer dann, wenn zwischen der Darstellungsform, (der Maskerade, der Karikatur…) und den „zu verspottenden“ Personen oder Sachverhalten ein klarer Bezug besteht und wir den nachvollziehbar benennen können. Dies kann ein räumlicher, inhaltlicher persönlicher oder anderer Bezug sein. Aber dieser muss gegeben sein! Dann ist die Meinungsäußerung in satirischer Form im Recht. Und sie ist dann ein Ausdruck von Freiheit und muss, wie Ronald schreibt „durch eine demokratische Gesellschaft ertragen“ werden.
In dem umstrittenen Beitrag fehlt meines Erachtens der notwendige Bezug. Kann sein, dass es einen gibt. Ich finde ihn nicht. Vielleicht ist es für Einige ein lustiger Beitrag, aber Satire ist es nicht. Ich persönlich halte es einfach für schlechten Humor (und den muss ich wirklich ertragen). Ihr könnt gern anderer Meinung sein.

Für mich ist damit die spezielle Debatte (Satire ja/nein) abgehakt. Die grundsätzliche Debatte zum Selbstverständnis sollten wir führen, öffentlich oder zumindest in unseren Köpfen.

Themenwechsel: Es ist Freitagnachmittag! Ich freue mich jetzt auf nette Leute mit denen ich mir heute Abend die East Blues Experience und morgen Pelagic Zone plus Polis reinziehe.

In diesem Sinne, schönes Wochenende
Cali


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